
Dr. Georg Kress: Der Selfmade-Unternehmer
Dr. Georg Kress wird 1901 als zweiter Sohn des Landwirtes Peter Kress geboren und wächst zusammen mit zwei Brüdern und einer Halbschwester auf einem Bauernhof in Neustadt an der Aisch bei Erlangen auf. Eigentlich stünde ihm die spätere Übernahme des Hofes zu, doch er hat seinen eigenen Kopf - und einen ausgeprägten Ehrgeiz.
Deshalb macht er Abitur, den Besuch der Abendschule muss er sich als Postbote selbst finanzieren. Ebenso sein Volkswirtschaftsstudium in Nürnberg. In dieser Zeit arbeitet er als Werkstudent bei AEG. Danach promoviert er in Tübingen, wo er seinen Lebensunterhalt nebenher als Leiter des Studentenwerks verdient – und seine spätere Frau Emma kennenlernt. Nach einer Zwischenstation in Erlangen lässt sich das Ehepaar in Stuttgart-Degerloch nieder. Der nun promovierte Dr. Georg Kress arbeitet bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deutsche Treuhand AG Schitag. Mit Ehrgeiz, großer Selbstdisziplin und einem intelligenten Draufgängertum, das ihm seine Tochter Marianne bescheinigt, hat er es bereits weit gebracht.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er im Mai 1933 Parteimitglied in der NSDAP wird und der SA als „Assistent“ beitritt. Beides angeblich aus beruflichen Gründen, weil er seine Stelle als Werkstudent nicht verlieren möchte. Ein Amt in der Partei hat er nicht inne, 1947 wird er von der Spruchkammer Aalen als „Mitläufer“ eingestuft. Nicht zuletzt, weil viele Weggefährten bezeugen, dass er sich nie politisch betätigt und man bei ihm „nie ein Eintreten für nationalsozialistische Gedankengänge bemerkt“ habe.
ZWEITE KARRIERE ALS UNTERNEHMER
Kriegsbedingt siedelt Dr. Georg Kress nach Bopfingen um, dem Herkunftsort seiner Frau, und eröffnet in Aalen ein gut gehendes Steuerberatungsbüro. Aber: „Er hat in Bopfingen nach dem Krieg jedem Bäcker und Metzger die Steuer gemacht“, erinnert sich seine Tochter Marianne Bechstein, „und das hat ihn nicht befriedigt.“
„Für den Mitarbeiter ist es wichtig und entscheidend, dass sein Tun und Bemühen in einem Betrieb geschieht, in dem seine Kraft erkannt und sinnvoll verwertet wird.“ Dr. Georg Kress
Nach der Gründung von MAPAL 1950 führt er sein Unternehmen als strenger, autoritärer Patriarch, dem neben einer starken Sparsamkeit auch ausgeprägte humanistische Werte und eine gewisse Bauernschläue innewohnen. Nicht ohne Stolz kann der „alte“ Dr. Kress später zahlreiche Ehrungen entgegennehmen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande und das Verdienstkreuz 1. Klasse, die Silberne Stauffer-Münze des Landes Baden-Württemberg, die Große Ehrenplakette in Silber der Stadt Aalen und die Ferdinand-von-Steinbeis-Medaille der Universität Tübingen. Bis zum Ende seines langen Lebens 1992 bleibt er geschäftsführender Gesellschafter von MAPAL. Sein Grab schmückt eine Sandsteinstatue des heiligen Urban – ein Geschenk der Belegschaft zum 85. Geburtstag. Und sein Schreibtisch steht noch heute bei MAPAL – im Büro seiner Schwiegertochter Ruth.





