Erika Sperrle: Vom „Fräulein“ zur Leiterin der Finanz­buchhaltung

Erika Sperrle: Vom „Fräulein“ zur Leiterin der Finanz­buchhaltung

Ihre Ausbildung zur Industriekauffrau beginnt die 17-Jährige 1975 gut vorbereitet: Im Betrieb ihres Vaters hatte sie bereits als Jugendliche im Büro beim Schreiben von Rechnungen geholfen. Am Ende ihrer Lehrzeit lernt sie in der Debitorenbuchhaltung – und übernimmt nach der Ausbildung diese Aufgabe von der ausscheidenden Kollegin. Später qualifiziert sie sich zur Bilanzbuchhalterin und Betriebswirtin weiter, besucht Englischkurse und zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen.

Im Laufe der Zeit wird das „Fräulein aus der Buchhaltung“, wie sie lange genannt wird, zur Leiterin der Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung. In dieser Funktion ist sie Ende der 1990er-Jahre in ein Megaprojekt involviert, das die gesamte Buchhaltung gravierend verändert: die Einführung der Software zur Unternehmensressourcenplanung (ERP) von SAP. Das System erlaubt es, Geschäftsprozesse vom Kundenauftrag über die Auslieferung bis zur Bezahlung der Rechnung abzubilden und nachzuverfolgen. „Das war dann natürlich schon etwas Tolles“, erinnert sie sich und gesteht: „Ich bin totaler SAP-Fan.“

Allerdings erfordert die Umstellung viel Arbeit. Einiges geht am Anfang auch schief und nicht selten arbeitet Erika Sperrle bis tief in die Nacht. Sie macht das gerne, weil sie die Möglichkeiten von SAP faszinierend findet – und sie kann sich als Frau durch ihre Expertise auf dem Gebiet neue berufliche Perspektiven bei der doch recht männerlastigen MAPAL erarbeiten.

 

KEINE BERÜHRUNGSÄNGSTE VOR INNOVATIVEN VERÄNDERUNGEN

Dies gelingt ihr, und es wird bald zu ihrer Hauptaufgabe, auch die ausländischen Tochterfirmen auf SAP umzustellen und in die MAPAL Buchhaltung zu integrieren. Eine Herausforderung, die sie bisweilen auf Dienstreisen nach Frankreich, Italien und Tschechien führt. Bei der Bewältigung ihrer Aufgaben hilft ihr ein ausgeprägter Teamgedanke und die frühzeitige und intensive kommunikative Einbindung aller Beteiligten. Kein Wunder also, dass sie 2005 als erste und einzige Frau zu einem Führungskräfteseminar eingeladen wird. Als Leiterin der Finanzbuchhaltung ist sie inzwischen Chefin von einem Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als Erika Sperrle 2022 nach 47 Jahren bei MAPAL in den Ruhestand geht, sieht sie ihren langjährigen Arbeitgeber gut für die Zukunft gerüstet: „MAPAL stellt sich auf Herausforderungen oder Krisen schnell ein. Das war schon immer so.“