Eine Innovation wird zur „MAPAL Reibahle“

Eine Innovation wird zur „MAPAL Reibahle“

1952 bis heute

Zunächst produziert MAPAL hauptsächlich Gewindeschneidwerkzeuge. Dann erwirbt das Unternehmen ein Patent, das sonst niemand haben möchte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelt sich die Einschneiden-Reibahle zu dem Erfolgsprodukt schlechthin, das MAPAL groß macht und bis heute prägt.

DER SIEGESZUG EINER ANFANGS VERSCHMÄHTEN ERFINDUNG

1952 ist der italienische Ingenieur Melchiore aus Mailand in Deutschland unterwegs. Er möchte das Patent auf eine von ihm gemachte Erfindung verkaufen: eine einschneidige Reibahle, die nicht wie bisher üblich mit vier oder sechs Messern ausgestattet ist, sondern nur mit einem, das einstellbar in einem Schlitz eingeklemmt wird. Das Prinzip verspricht geringere Herstellungskosten, höhere Drehzahlen und Vorschübe sowie mehr Flexibilität. Bei etwa zwanzig deutschen Herstellern von Werkzeugen wird der Erfinder vorstellig – ohne Erfolg. Alle bezweifeln, dass seine Konstruktion in der Praxis funktioniert. Als Melchiore sein Patent schließlich bei MAPAL anbietet, urteilen die dortigen Fachleute ebenfalls ablehnend. Nur ein „Nichttechniker“ könne Geld in die fragwürdige Erfindung investieren.

Dr. Georg Kress ist so jemand. Gegen den Rat seiner Techniker erwirbt er das Patent der Einschneiden-Reibahle für 20.000 D-Mark. Und muss schnell erkennen, dass die Konstruktion tatsächlich zahlreiche Schwachstellen hat und nicht wie erhofft funktioniert. Anstatt aufzugeben etabliert der Gründer nun ein Prinzip, das sein Unternehmen prägen wird: die Optimierung durch intensive, penible und zähe Versuchsreihen. Einen Durchbruch stellen dabei zwei axial asymmetrisch angeordnete, leistenförmige Führungen dar.

1954 kommt die einschneidige Reibahle, begleitet von intensiven Werbemaßnahmen, auf den Markt. Durch ihren negativen Schneidwinkel lässt sich eine Vielzahl von Materialien mit hohen Standzeiten bearbeiten. Die Innovation aus Aalen wird schnell zum gefragten Produkt. In der Folgezeit verbessern und erweitern zahlreiche Entwicklungen – wie Wendeschneidplatten und Führungsleisten aus Hartmetall, beschichtete Wendeplatten und Führungsleisten aus polykristallinem Diamant (PKD) – die Einsatzmöglichkeiten der „MAPAL Reibahle“.

Dadurch wird in den 1970er-Jahren auch die Bearbeitung von geschmiedetem Stahl in der Großserienproduktion möglich. Das einst belächelte Patent überzeugt nun nicht nur namhafte Kunden aus der Automobilindustrie, sondern wird für MAPAL zum einzigartigen Erfolgsfaktor.